YOUCEE 2022 – International Youth Conference

Es war 9.00 h am ersten Schultag der 12. Klasse. Unsere Freunde schleppten sich gerade in die Schule, um sich eine weitere, normale Schulwoche zu geben – wir hingegen standen am Hauptbahnhof München und erwarteten Herrn Keller und Frau Dirr, welche ganze 20 Minuten später auftauchten. Endlich traf die ganze Bande aufeinander: Amr, Léo, Amélie und Paula.
Mehrere Wochen zuvor, waren wir auserwählt worden, nach Arnheim, Niederlande zu fahren, um am YOUCEE-Projekt teilzunehmen. Dabei wussten wir nur peripher, was uns dort erwarten würde und wirklich gut kannten wir uns auch nicht.
In Arnheim bzw. Ede angekommen, erwartete uns das Akoesticum, ein wunderschönes Schulungszentrum (eigentlich für Tanz, Musik und Theater) im typisch niederländischen Stil. Gleich beim Reingehen wurde uns der heilige YOUCEE-Anstecker und -Schal übergeben, welche wir jeden Tag tragen sollten und unter keinen Umständen verlieren sollten (das ist der Schal, den Herr Keller immer trägt, falls ihr euch das mal gefragt habt).
Schnell trennten sich unsere Wege – die Mädels in ein Zimmer, die Jungs ins andere, jeweils mit Schüler*innen der kanadischen Schule. Frühmorgens am nächsten Tag gingen wir runter zum Frühstücken mit unseren müden Mitbewohner*innen, die immer noch unter der sechsstündigen Zeitverschiebung litten. Nach unserem Frühstück erschienen dann die Schüler der niederländischen Schulen und alle zusammen wurden wir in einen großen Seminarraum gebeten. Dort wurde eine Frage geklärt, die ihr euch wahrscheinlich auch gerade fragt:
Was ist überhaupt YOUCEE? Die Abkürzung selbst steht für die “International Youth Conference”. Es ist ein Projekt, welches Schüler*innen dazu einlädt, über Themen wie Krieg, Frieden, Gerechtigkeit und internationale Kooperation zu reden. Der Ausgangspunkt ist die Schlacht um Arnheim, in der die Alliierten im Zweiten Weltkrieg gegen die Nazis kämpften, die Arnheim eingenommen hatten. Das Projekt ist sechs Tage lang und in zwei Teile eingeteilt: Erst arbeitet man die zugrundeliegende Geschichte auf und setzt sich mit dem Thema Krieg auseinander, dann geht man auf mehrere Gedenkfeiern und vertritt dort die International Youth Conference. In unserem Jahrgang nahmen fünf niederländische, zwei deutsche, eine englische und eine kanadische Schule teil. Neben dem historisch-sozialen Aspekt ist es den Leiter*innen auch wichtig, dass die Schüler*innen neue Kontakte knüpfen. Deswegen hat man viel Freizeit und Möglichkeiten, sich mit den anderen anzufreunden.
Neben der Vollversammlung war am ersten ganzen Tag ein Besuch der Orange Barracks geplant – einem Militärübungsplatz. Dort wurden wir in schicke blaue Jumpsuits gesteckt und in Gruppen aufgeteilt. Während die einen ihren Spaß am Klettern und Hula Hoop Reifen Schieben entdeckt haben, wurden andere von einem niederländischen Soldaten durch verschiedenste Parcours gejagt.
Das Thema Krieg wurde uns besonders am dritten Tag vor Augen geführt. Wieder in Gruppen aufgeteilt, hatten wir die Möglichkeit mit Veteranen zu sprechen. Einer der ehemaligen Soldaten erklärte uns, wie sein Hund ihm bei seiner Posttraumatischen-Belastungsstörung hilft. In einer anderen Gruppe wurden die unterschiedlichen Bedingungen im Krieg nahegelegt und uns erklärt, wie wichtig es sein kann, Flipflops in der Dusche zu tragen.
Circa ab der Mitte waren wir vier aufgetaut und freundeten uns auch außerhalb unserer Mitbewohner*innen mit den anderen Teilnehmer*innen an. Wir verglichen Süßigkeiten und Serien mit den Niederländern und waren überrascht darüber, wie viele deutsche Kinderserien sie kannten. Langsam gewöhnten wir uns auch daran, Englisch zu sprechen und nicht in das bequeme Deutsch zu rutschen.
Am Freitag schlenderten wir alle im Smart Casual Dresscode zu unserem Bus und fuhren nach Arnheim. Dort erwartete uns das Museum zur Schlacht um Arnheim und unsere erste Gedenkfeier. Anmutig standen wir im Nieselregen und beobachteten die Veranstaltung. Ähnlich ging es am Samstag weiter, wo wir zum parachute drop im Ginkel Heide gingen. Paula durfte als VIP bei der Gedenkfeier einen Kranz niederlegen und freundete sich nebenbei mit einem polnischen General an, den wir wenig später auf der nächsten Commemoration wieder sahen.
Die letzte Gedenkfeier war am Sonntag und war besonders wichtig. Seitdem die Gefallenen der Schlacht um Arnheim begraben worden waren, legten jährlich die Kinder aus der Gegend an jedes Grab eine Blume. Seit Jahren übernehmen diese Tradition die Teilnehmer des YOUCEE-Projekts. In knisternden Regenponchos standen wir an den Gräbern und wunderten uns, wie es schon der letzte Tag sein konnte… aber wir hatten in den wenigen Tagen, die wir in den Niederlanden hatten, so viel Spaß, dass wir gar nicht bemerkt haben, wie schnell sie an uns vorbeigeflogen waren.
Letztendlich können wir jedem, der die Möglichkeit hat, bei YOUCEE  mitzumachen, raten, diese auch zu ergreifen.
Das Projekt ist ausgesprochen wichtig und man verlässt es mit einem tieferen Verständnis für Krieg und spezifisch der Schlacht um Arnheim.
Gleichzeitig kommt man den Leuten aus seiner eigenen Schule näher und freundet sich mit allen anderen Teilnehmer*innen an. W ir haben so viele unterschiedliche Leute kennengelernt und nebenbei unser Englisch verbessert. Es ist einfach etwas ganz anderes für eine ganze Woche nur Englisch zu sprechen.
Wir sind froh um diese Erfahrung und wünschen dem nächsten Jahrgang eine gute Zeit!

Paula Blankenhagen, Amélie Ebner, Amr Gobran und Léo Kuhr (Q12)


Zuletzt überarbeitet am 21.08.2023