Effner-Lyrikwettbewerb 2023

Lyrik am Effner oder „Tod der Lyrik!?“

Mit 36 ausgewählten Gedichten erscheint die „dickste“ der bisher acht Anthologien – und trotzdem stellt sich die Frage, wie lange es das Projekt noch geben kann…

Erfreulicherweise war die Beteiligung der Schüler*innen am 8. Effner-Lyrik-Wettbewerb mit ca. 300 Einsendungen wieder so hoch wie in den Anfängen. Die Deutschlehrkräfte hatten in ihren Klassen eifrig motiviert und junge Dichterinnen und Dichter rekrutiert. Zudem hat sich Frau Beurer bereit erklärt, im bisherigen Organisations- und Jury-Team von Frau Klumpp und Frau Notz mitzuwirken, wodurch frischer Wind in den etablierten Wettbewerb wehte.

Trotz all dieser positiven Entwicklungen fühlten wir uns veranlasst, die diesjährige Anthologie im Vorwort mit der Prognose „Tod der Lyrik!?“ zu überschreiben. Denn die jüngsten Entwicklungen stellen nicht nur das Lyrikteam, sondern die Menschheit tatsächlich vor die Frage, wie lange und ob wir gegen die Konkurrenz künstlicher Intelligenz bestehen können – vor allem im Bereich von Textgestaltungen.
Jedoch offenbarten besonders die Kategorien „Mensch!“ oder „Im Spiegel“ in dieser Anthologie, dass zutiefst menschliche und individuelle Gefühle häufig auch bei unseren Schülerinnen und Schülern Motivator für das Verfassen eines Gedichtes sind. Zweifellos ist dies auch ein Grund für Glaubwürdigkeit und Einfühlung, die bei deren Lektüre entstehen können, oder wie der Sänger und Liedermacher Herbert Grönemeyer es ausdrückte: „Schwäche lässt Verbindung zu, da docken wir Menschen untereinander an“     (zitiert nach: https://sz-magazin.sueddeutsche.de/musik/herbert-groenemeyer-chat-gpt-kuenstliche-intelligenz-mensch-92539, heruntergeladen am 31.03.2023). Noch kann eine KI keine Schwäche oder andere Gefühle generieren und somit auch diesen Anknüpfungspunkt nicht schaffen.
Wir hoffen, dass die diesjährige Anthologie eine Sammlung von Gedichten zum „Andocken“ ist und diese Verbundenheit auch in Zukunft niemals durch eine KI erzeugt werden kann, denn wer möchte sich schon mit einer Maschine vereint fühlen?
Daher sind wir weiterhin guter Dinge, dass der Wettbewerb auch zukünftig bestehen wird.
Die diesjährigen Themenkreise, aus denen die Schüler*innen auswählen konnten, lauteten

1. effner…bunt,
2. warten / wirken / wandeln,
3. Mensch!,
4. Im Spiegel und
5. bodenlos – himmelweit.

Aus allen Einsendungen wurden 36 Gedichte in den achten Band „Lyrik am Effner“ aufgenommen. Illustriert wird die Sammlung durch künstlerische Arbeiten von Schüler*innen aus den Jahrgangstufen 5 bis 11 zu Themen wie „Morgendlicher Blick in den Spiegel“, „Metamorphose“, „Starke Mimik“ und „Visuelle Kommunikation“. Der Gedichtband ist in geringer Zahl für 4,00 € an der Schule erhältlich. Später kann er für 4,95 € in der Buchhandlung „Subtext“ in Dachau oder über den Online-Handel bezogen werden.
Inzwischen hat sich auch die Kooperation mit der Stadtbücherei Dachau unter der Leitung von Frau Rude-Porubská etabliert, wofür wir sehr dankbar sind. So stehen weiterhin nicht nur alle bisher erschienen Bände in der Bücherei zur Ausleihe bereit, sondern es finden mehrere gemeinsame Aktionen statt. Zum „Welttag der Poesie“ am 21. März 2023 konnten alle Besucher*innen wieder aus einem Präsentkorb Gedichte unserer Dichterinnen und Dichter mitnehmen, wodurch diesen quasi Flügel verliehen wurden, die sie unter die Leserschaft getragen haben. Zudem fand wie bereits im letzten Jahr am 27. Juni eine öffentliche Lesung von Gedichten aus der diesjährigen Anthologie in der Stadtbücherei statt.

Die diesjährigen Preisträgern*innen sind:

  • Lena Wernthaler (5. Klasse) „Farbenfrohe Dunkelheit“,
  • Jonathan Zöls (6. Klasse) „Der Mensch“,
  • Josef Vigl (7. Klasse) „im farbkasten“,
  • Marlon Lenhardt (8. Klasse) „Menschen“,
  • Helene Eilbacher (9. Klasse) „Größe, Augen, Haare, Pigmente“,
  • Marlene Vigl (10. Klasse) „Eine Täuschung“,
  • Emilia Ernst (11. Klasse) „Mensch mit Notizen“,
  • Blankenhagen, Paula (12. Klasse) „Schweben“.

Die Feier mit Vortrag der Siegergedichte sowie einiger weiterer Werke fand mit einem musikalischen Rahmenprogramm am 21. Juni um 19.00 Uhr in der Aula der Schule statt. Die Musiker*innen Samuel Hauger (6. Klasse) am Flügel, Melanie Kattermann (11. Klasse) an der Geige und Taras Schreyer (12. Klasse) am Flügel untermalten die Vorträge mit klassischen Liedern. Zusätzlich bestand die Möglichkeit, die Zeichnungen der Schüler*innen, welche die Anthologie illustrieren, im Original zu betrachten.

Die Sieger*innen konnten sich wie jedes Jahr über Schreibutensilien für ihr dichterisches Handwerk sowie Buch- und Veranstaltungsgutscheine und eine Jahresmitgliedschaft in der Stadtbücherei Dachau freuen. Darüber hinaus erhielten alle Dichter*innen der Anthologie einen Buchpreis und den achten Band „Lyrik am Effner“.

Ein besonderer Dank geht an die Spender der zahlreichen Preise:
Amt für Kultur, Tourismus und Zeitgeschichte Dachau / Stadtbücherei Dachau,
Buchhandlung Blätterwerk Karlsfeld,
Buchhandlung Subtext Dachau,
Bürobedarf Kölbl Dachau,
dtv Verlagsgesellschaft,
Kleinkunstbühne Leierkasten der evangelischen Friedenskirche Dachau / Verein Theatertage e. V. Dachau,
Kulturschranne Dachau,
LOEWE Verlag GmbH,
Rediroma-Verlag und
Verlagsgruppe Droemer Knaur.

Selbstverständlich danken wir allen teilnehmenden Schüler*innen, die durch ihr Engagement zum Erfolg des Lyrikwettbewerbs beitragen, und wir hoffen in der nächsten Runde wieder auf eine rege Beteiligung. Nicht zu vergessen ist die Unterstützung durch die Kolleg*innen des Fachbereichs Deutsch sowie von Herrn Amelang, Frau Meyer, Frau Kottmeier und Herrn Winheim (Fachbereich Kunst) beim Gestalten der Anthologie, die großzügige Budgetierung durch Herrn Direktor Mareis und den Fachbereich Deutsch sowie das Mitwirken von Frau Forstner (Fachbereich Musik), Herrn Buchner und Herrn Wagner (Technikteam), Herrn Matzke und Herrn Puschner (Haustechnik) an der Preisverleihung zum Lyrik-Wettbewerb.

 

Nachfolgend sind auszugsweise Gedichte der Preisträger*innen zu lesen:

im farbkasten

willkommen im effner
im betonbau
so betongrau

willkommen in 241
meinem klassenzimmer
es grünt so grün
so teppichgrün
so tafelgrün

willkommen in der pause
in unserem kunterbunt
so blond braun schwarz
so tartanrot

willkommen im bus
so ackerbraun
so sitzbankblau
der rote knopf
heißt endlich daheim

willkommen zuhause
so puddinggelb
so tintenblau
hausaufgabengrau
und bald rasengrün
zum glück

Josef Vigl,7. Klasse

 

Größe, Augen, Haare, Pigmentierung
Alles anders? Alles eins!

Kraft, Intelligenz, Geschlecht
Alles anders? Alles eins!

Herkunft, Geschichte, Kultur, Religion
Alles anders? Alles eins!

Gefühle, Du, ich
Alles eins? Alles anders!

Helene Eilbacher, 9. Klasse

 

Schweben

Ich schwebe wieder

Kilometer unter den Füßen

und kein Ziel im Blick

Augen weit

weit oben

Ich wollte weg

wo bin ich jetzt

weit

weit oben

ich breche

auf                                       oder mich selbst?

Unter meinen Füßen

ist so viel Luft

wo ist der Boden?

Paula Blankenhagen, 12. Klasse

 

Das Lyrikteam – Jessica Beurer, Rita Klumpp und Martina Notz


Zuletzt überarbeitet am 09.09.2023