Am Freitag vor den Herbstferien unternahmen die Mitglieder der Fachschaft Physik eine Exkursion nach Göttingen, der Stadt von Carl Friedrich Gauß (1777-1855) und Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799).
Ein Programmpunkt am Samstagvormittag war der Besuch des „Physicalischen Cabinets“, das eine Sammlung historischer physikalischer Instrumente aus der Anfangszeit der Fakultät für Physik an der Universität Göttingen beherbergt. Dr. Daniel Steil, Leiter der Sammlung, stellte der Gruppe die interessantesten Exponate vor. Ein Teil davon stammt aus der Lehrsammlung Lichtenbergs, der als Professor für Physik, Mathematik und Astronomie ab 1769 Vorlesungen an der Universität Göttingen hielt und dabei zum ersten Mal wissenschaftliche Versuche in die Lehre einführte. So nutzte Lichtenberg bereits eine Vakuumpumpe (1782), um zu demonstrieren, dass sich Schall im luftleeren Raum nicht ausbreiten kann oder alle Körper die gleiche Fallbeschleunigung haben. Diese Apparatur kann neben vielen anderen im „Physicalischen Cabinet“ bestaunt werden.
Unter den begeisterten Zuhörern Lichtenbergs – vielen nur als Philosoph und Schriftsteller bekannt – befand sich der junge Gauß, der 1802 an die Universität Göttingen berufen wurde und als Mathematiker, Physiker und Astronom ebenfalls Wissenschaftsgeschichte geschrieben hat. Von ihm wurde der Vizeheliotrop (1820/21) entwickelt, ein weiteres beachtenswertes Sammlungsstück, um die Landvermessung im Königreich Hannover voranzutreiben. Dieses Messgerät konnte jeder auf dem 10-DM-Schein abgebildet sehen. Außerdem erfand Gauß zusammen mit Wilhelm Eduard Weber (1804-1891), auch Professor für Physik in Göttingen, den weltweit ersten elektromagnetischen Telegrafen. Ein Nachbau steht in der historischen Sammlung. Über zwei Kupferdrähte, welche die Innenstadt Göttingens überspannten, telegrafierte Gauß 1833 erstmals eine Nachricht an seinen Kollegen Weber. Vermutlich lautete sie: „Wissen vor Meinen, Sein vor Scheinen“, und erscheint angesichts unserer heutigen digitalen Kommunikationsmöglichkeiten aktueller als jemals zuvor.
Am Nachmittag führte ein Rundgang die Physikkolleginnen und -kollegen durch die Altstadt, vorbei an den Wirkungsstätten bekannter Göttinger Gelehrten bis zur historischen Sternwarte. Dort lebte und forschte Gauß fast 50 Jahre lang und machte bahnbrechende Entdeckungen. Sein Name ist mit zahlreichen mathematischen Verfahren, Formeln sowie physikalischen Instrumenten verbunden, die grundlegend für die technische Entwicklung unserer modernen Welt waren.
Mit einem Spaziergang durch den Cheltenhampark, wo sich das Grabmal von Gauß befindet, verabschiedete sich die Reisgruppe am Sonntagmorgen von der Wissenschaftsstadt Göttingen.
Fachschaft Physik
➜ Hier kommen Sie zum virtuellen Rundgang durch das „Physicalische Cabinet“.