Seit Jahren flammt die Diskussion um die Frage, ob Jugendliche schon ab 16 Jahren wählen dürfen sollten, immer wieder auf. Was läge also näher, als Schülerinnen und Schülern ab diesem Alter die Gelegenheit zu geben, an einer Wahl teilzunehmen, die im Ablauf einer „richtigen“ Wahl so genau wie möglich nachempfunden ist? Dazu gab die Juniorwahl zur Landtagswahl in Bayern am 08.10.2023 den Schülerinnen und Schülern am Effner die Gelegenheit.
Zunächst stellten die betreuenden Lehrkräfte Frau Schubert und Herr Maurer ein fünfzehnköpfiges Team aus freiwilligen Wahlhelferinnen und -helfern zusammen, die sich glücklicherweise mit größerem Enthusiasmus bereiterklärten, als es in manchen Stimmkreisen der tatsächlichen Wahl zu beobachten war. Und es standen schon die ersten Aufgaben an: in der Woche vor der Wahl, die an unserer Schule schon am 04.10. durchgeführt wurde, füllte das Team die Wahlbenachrichtigungskarten für alle 465 Wahlberechtigten aus den Jahrgangsstufen 10-12 aus und verteilte sie in den Klassen und Kursen. Parallel dazu ermunterten die PuG-Lehrkräfte die Wahlberechtigten, ihre Stimme tatsächlich abzugeben und unterstützten sie, indem sie das Wahlsystem zum Bayerischen Landtag erklärten und ihnen die Gelegenheit gaben, sich über die Positionen der Parteien zu informieren. Nicht zuletzt wurde im Schulhaus mit Plakaten und Durchsagen auf die Wahl aufmerksam gemacht.
Am Tag der Juniorwahl baute dann das Wahlteam das Wahllokal auf, verschloss die Urnen ordnungsgemäß und machte sich mit dem Ablauf des Wahlprozesses vertraut. So konnten die Wahlhelferinnen und -helfer die Wahlberechtigten souverän begleiten, indem sie zunächst deren Identität anhand des meistens mitgebrachten Personalausweises feststellten, ihnen dann die Stimmzettel aushändigten und schließlich die Zettel in der jeweils korrekten Urne abgeben ließen. Das Wahllokal war von 8.00 bis 13.00 Uhr geöffnet und die Schülerinnen und Schüler wählten mit großer Freude, wobei immer wieder Szenen von Unschlüssigkeit zu beobachten waren („Ich weiß einfach nicht, was ich wählen soll…“).
Erst am nächsten Tag traf sich das Wahlteam erneut, um die Stimmen auszuzählen. Obwohl die Auszählung bei der Landtagswahl wegen der offenen Listen etwas kompliziert ist, lief sie am Effner-Gymnasium sehr flüssig und schnell ab. Von den 465 Wahlberechtigten gaben 303 ihre Stimmen ab, was nach Abzug der Schülerinnen und Schüler, die gerade im Ausland waren, eine Wahlbeteiligung von etwa 66% ergab. Die Ergebnisse unterschieden sich, im Gegensatz zu früheren Juniorwahlen, fundamental von denen der „richtigen“ Wahl, wie die Grafiken zeigen, nicht nur was die Stimmenanteile der einzelnen Parteien angeht, sondern sogar bezüglich der Parteien, die überhaupt im Landtag vertreten wären, wenn nur unsere Schule gewählt hätte. Der Vollständigkeit halber muss gesagt werden, dass Bernhard Seidenath (CSU) auch an unserer Schule das Direktmandat des Stimmkreises Dachau errungen hätte, und zwar mit 73 Erststimmen vor seinem direkten Konkurrenten Dr. Martin Modlinger (Grüne) mit 65 Erststimmen. Mit der Auszählung war das Projekt aber noch nicht endgültig abgeschlossen, sondern erst mit der Nachbereitung des Ergebnisses im Unterricht mit den Schülerinnen und Schülern, die wahlberechtigt waren.
Die Juniorwahl war ein rundum gelungenes Projekt, das den jungen Wählerinnen und Wählern hoffentlich Sicherheit im Hinblick auf ihre erste „echte“ Wahl vermittelt und sie mit der Komplexität des Entscheidungsprozesses vor der Stimmabgabe vertraut gemacht hat. Besonders profitiert haben aber die sehr engagierten Wahlhelferinnen und Wahlhelfer, die jetzt so manchem Erwachsenen gegenüber einen Wissensvorsprung darüber haben, wie eine demokratische Wahl tatsächlich abläuft – auch hinter den Kulissen.
Sebastian Maurer